Freitag, 19. Juli 2013

Die erste Woche von Jean-Claude Schwab in Goma

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Die erste Woche in Goma Auch wenn manchmal alle Zeichen auf Grün stehen, gibt es Momente, in denen es aussieht, als würde sich die Welt ins Gegenteil kehren.

Tote Stadt

Am Freitag den 28.Juni – Tag des Kursbeginns – werde ich um 4h35 durch ein sms geweckt. Der knappe Satz enthält ein generelles Verkehrsverbot für den ganzen Tag in der Stadt.

Ich finde den Schlaf nicht wieder. Allerlei geht mir durch den Kopf. Was bedeutet dieses Verbot? Geschieht etwas Neues an der militärischen Front? Fällt unser Kursbeginn ins Wasser? Müssen wir alles begraben?

Zur abgemachten Zeit 6h50 gehen wir zum Tabernakel, in dem Joël der eine meiner Co-leiter predigen wird. Es stellt sich heraus, dass es sich nicht um ein offizielles Verbot handelt, sondern bloss um eine Bürgeraktion, die die Autofahrer dazu einladen möchten, nicht in den Verkehr zu gehen, sondern friedlich gegen die immer noch nicht reparierten Strassen zu protestieren. Dies obwohl die Regierung schon längst grosse Summe für die Reparaturen gesprochen hat.

Verantwortlich für den Kurs sind Tsongo, Joël und Jean-claude
Kontakt mit den Aerzten – ein Flop?

Um 8h30 treffen wir uns mit den Aerzten des Hôpital Civil Provincial von Goma. Unser Ziel ist es, sie über unser Projekt zu informieren und der Anwesenheit unserer 12 Kursteilnehmer zuzustimmen. Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit. Doch kaum jemand erscheint, das Putzpersonal ist noch an der Arbeit. Endlich erscheinen einige, um 9h35 können wir mit 17 Aerzten beginnen. Sie scheinen merkwürdig uninteressiert. Sie geben ihrer Befremdung Ausdruck. Zusammen mit Alfred Mbuta und Joël Kavuna präsentieren wir ihnen unser Konzept der Seelsorgearbeit und Weiterbildung: Begegnung, Präsenz, Sein im Hier und Jetzt, Hingabe Gottes in unsere Welt.

Die Atmosphäre entspannt sich, die Vorbehalte schwinden, Zweifel bleiben noch.

Dann unvermittelt wendet sich das Blatt, sie öffnen sich dieser Perspektive, sie begrüssen die Absicht, ja wünschen sich solches dringend! Da berichtet einer von einem jungen Patienten, der unter einem rasch zunehmenden Krebs leidet. Eine Art Revolte unter den Anwesenden ist zu spüren! Wir tauschen intensiv darüber aus! Schliesslich werden wir einig, dass wir sie zu diesem Patienten begleiten werden! Unser Zusammensein endet damit, dass die Anwesenden uns „vorwerfen“ warum seid ihr nicht schon früher gekommen?“ Sie geben zu verstehen, dass das was wir bringen wollen, für sie einem lange gehegten Bedürfnis entspricht!

Die Kursteilnehmer vor dem Spital
Samstag, den 29.Juni, zweiter Kurstag.

Elf der zwölf Angemeldeten sind anwesend! Wir treffen auf eine Gruppe von Menschen, die sehr motiviert sind, sich einzusetzen, Initiativen zu nehmen. Ich freue mich sehr und bin erleichtert!

Überraschung

Am Abend kehren wir in unsere „Behausung“ bei Dr. Jo Lusi zurück. Wir finden eine stattliche Gruppe von Menschen. Sie verteilen sich auf die Veranda und das dazugehörige Seegelände. Das Wasser ist still, eine wunderbare Ferienstimmung! Die Rückkehr einer Nichte von Dr.Lusi wird gefeiert. Augenblicklich sind auch wir eingeladen. Dr. Lusi sitzt in der Mitte der Feiernden wie ein alter Weiser! Wir reden und reden zusammen bis ein kühler Abendluft uns ins Haus ruft. Jo Lusi erzählt die Geschichte seiner Region der letzten Jahrzehnte. Herzhaftes Vertrauen, Weisheit und ein erstaunlicher Optimismus kennzeichnen ihn. Er ist überzeugt, dass sein Land jetzt bei einer entscheidenden Wende zum Besseren angelangt ist: die Zivilgesellschaft erwacht und setzt sich für wichtige Anliegen ein. Jetzt komme die Wellen auf. Zeit, sich zurückzuziehen..

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